Der Freundeskreis städtischer Museen bietet seinen Mitgliedern ein jährliches Ausflugsprogramm zu interessanten Ausstellungen in München, Augsburg und anderen Museen der Region an.
Die aktuellen Veranstaltungen können Sie dem Jahresprogramm entnehmen.
Das Kloster Oberschönenfeld hat viel zu bieten. Die weitläufige und vorbildlich restaurierte Klosteranlage - die älteste bestehende Zisterzienserinnenabtei in Deutschland - überrascht immer von neuem und die opulent ausgeschmückte Klosterkirche von Franz Beer (1660-1726) im Morgenlicht zu erleben, elektrisiert mit barockem Lebensgefühl. Natürlich gibt es ein Klosterstüble und dazu noch von den Ordensschwestern gebackenes Holzofenbrot als Souvenir für Zuhause. Das wäre schon Grund genug nach Oberschönenfeld zu fahren, aber auf dem Programm der Exkursion des Freundeskreises am 26. April 2024 standen noch drei weitere Highlights.
Mit Sondererlaubnis durften wir den nicht-öffentlichen Meditationsraum der Ordensschwestern betreten, welche von dem Denklinger Bildhauer Josef Lang in allen Details gestaltet wurde, vom
Tabernakel über Altar bis zur Lichtführung und dem Marmorboden - sogar die Stühle wurden von Josef Lang extra für diesen Raum konzipiert. Besonders beeindruckend war im Chor eine
eingefasste Quelle mit Bergkristall.
Durch die Ausstellung „Peter Junghanß – Zeichnungen 1984 bis 2024“ führte die Kuratorin Dr. Gudrun Szczepanek. Ausstellungen mit Zeichnungen sind selten und anspruchsvoll in der Vermittlung, aber
geben einen Eindruck in das grundlegende Handwerk, die jeder Künstler und Architekt erlernen muss. Auch als Besucher sieht man, ob ein Meister am Werk ist oder ein Schüler, der noch etwas
üben muss. Hier ging es um meisterhafte Zeichnungen vom Porträt bis zu großformatigen Landschaftszeichnungen mit Rohrfeder. Man staunte, wie Junghanß die wesentlichen Details erfasste und mit
skizzenhaftem Strich einen vollständigen Eindruck vermittelte.
Am Nachmittag stand die angewandte Kunst im Fokus „Wohntrends in Miniatur. Moderne Puppenmöbel von Bodo Hennig (1950–2000)“. Eine temperamentvolle Expertin führte uns durch fünf Jahrzehnte
Einrichtungskultur. Auf dieser Zeitreise gab es viel Bekanntes zu entdecken, viel zu lachen und auszutauschen über vergangene Zeiten. Eindrucksvoll war auch die aufwendige Ausstellungsarchitektur
für die Präsentation der Exponate, die jetzt zur Sammlung des Museums gehören.
Gespannt sind wir auf die nächste Ausstellung in Oberschönenfeld, eine für die Schwäbische Galerie konzipierte Werkschau des Allgäuer Künstlers Stephan Huber, international bekannt für seine
maßstabsgetreue Alpenpanoramen aus Dentalgips, die schon auf der documenta ausgestellt wurden.
Christian Burchard
In Gedenken an den 75. Todestag von Alois Wolfmüller (24.4.1864 Landsberg - 03.10.1948 Oberstdorf), Erfinder, Ingenieur und Luftfahrtpionier, besuchte der Freundeskreis der Städtischen
Museen Landsberg am 3. November 2023 die Flugwerft Schleißheim des Deutschen Museums, wo ein Raum Alois Wolfmüller und Otto Lilienthal gewidmet ist. In der Ausstellung befinden sich drei Exponate
von Wolfmüller: 1. Das Motorrad von Wolfmüller und Hildebrandt aus dem Jahr 1894 - 2. Der gut erhaltene Segelfluggleiter aus dem Jahr 1907, den Wolfmüller noch selber dem Deutschen Museum in den
1930er Jahren übergeben hatte und zu dem 1991 auf einem Dachboden in Landsberg das fehlende Höhenruder gefunden wurde. Der Segler ist wegweisend mit innovativer Steuerung und „Landeklappen“
ausgerüstet - 3. Der Flügel eines Motorflugzeuges, welches Wolfmüller 1910 zusammen mit dem Arzt und Flugzeugpionier Waldemar Geest in München entwickelte. Als besonderes Highlight lud uns das
Deutsche Museum zu einer Sonderführung ins Restaurierungsatelier eines originalen Lilienthal Gleiters ein - ein interdisziplinäres Restaurierungsprojekt, das weltweit Beachtung
findet.
Seine goldene Zeit erlebte Wolfmüller 1894, als er zusammen mit dem Ingenieur Hans Geisenhof einen leichten Motor konstruierte, den man an ein Fahrrad montieren konnte und zum Patent anmeldete –
auch Carl Benz, bei dem Wolfmüller gearbeitet hatte, hielt das damals für unmöglich. Der 30ig jährige Wolfmüller gründete daraufhin die erste Motoradfabrik weltweit und beschäftigte sich zur
gleichen Zeit mit Luftfahrt, kaufte das 5. Exemplar von Otto Lilienthals Normalsegelapparat und korrespondierte mit dem 16 Jahre älteren Lilienthal auf Augenhöhe über Probleme der Steuerung und
Aerodynamik. 11 Briefe Lilienthals an Wolfmüller verwahrt das Archiv des deutschen Museums als kostbaren Schatz.
Die Beschäftigung mit dem genialen Erfinder Wolfmüller, der rastlos bis zu seinem Lebensende eine Erfindung nach der anderen zu Patent brachte, bringt einen ins Grübeln. Mal ist er der Zeit weit
voraus, mal hinkt er der technischen Entwicklung weit hinterher. 1894 macht er sich Gedanken zum motorisierten Fliegen um 6 Jahre später an einem Schlagfügelapparat zu basteln. Sein Drang,
utopische Projekte zu verfolgen, kennt keine Grenzen. Im Nachlass Wolfmüller im Archiv des deutschen Museums finden sich zum Beispiel folgende Konzepte: Abhandlung betr. Projekt eines
Turbulenzsegelflugzeugs; Abhandlung betr. Auffliegens vom Boden mit dem Indifferenzsegelflugzeug;
Abhandlung betr. Vorrichtung zum Erlernen des Lesens u. Rechnen für Tiere u. Kinder. War also Wolfmüller vielleicht doch seiner Zeit voraus? (Christian Burchard)
Foto A. Münzer mit Genehmigung des Deutschen Museums
Der Freundeskreis besuchte am 24. Juni 2023 die Ausstellung „Verdammte Lust – Kirche. Körper. Kunst“ im neu renovierten Diözesanmuseum auf dem Domberg in Freising, welche die Süddeutsche Zeitung als das schönste Museum im Freistaat lobte. Tatsächlich war der Besuch ein einzigartiges Erlebnis aus Architektur und Kunst. Die hervorragend kuratierte Ausstellung wartete mit kostbaren Exponaten zu 2000 Jahren Kulturgeschichte auf, von der libertären Antike über die Renaissance (kostbare kleine Werke von Michelangelo und Leonardo) bis in die Gegenwart, und gab einen profunden Einblick in die Entwicklung unserer Wertvorstellungen geprägt von Religion und Kirche.
Ein besonderes Highlight war der Lichtraum von James Turrell (1943*), vom Künstler als Lukaskapelle bezeichnet und in der Blickachse zum Freisinger Lukasbild angeordnet. Hier galt es die Schuhe auszuziehen, erst dann durfte man den Raum betreten, wo die Sinne die Tiefenwahrnehmung verlieren und man sich in einem grenzenlosen Raum wiederfindet.
Im großen Lichthof regten die monumentalen Werke aus Blei, Bronze, Wachs und Textil der belgischen Künstlerin Berlinde de Bruyckere (1964*) aus Gent zum Reflektieren über die Gestaltung eines zeitgemäßen „Arcangelo“ ein.
Ein kurzer Besuch im Freisinger Dom und der Kirche Sankt Johann Baptist rundeten den Besuch ab. Wir sind mit der Bahn gefahren, etwas kompliziert, hat aber alles gut geklappt, kleinere Verspätungen wurden mit Humor genommen.
Christian Burchard
Am 8. April 2017 besuchte der Freundeskreis der städtischen Museen die Ausstellung „Magische Transparenz, Heinrich Campendonk als Hinterglasmaler“ im Museum Penzberg. Im Jahre 2010 wollte die Stadt Penzberg den Nachlass von Heinrich Campendonk erwerben und in ein zu bauendes Museum eingliedern, jedoch kam es durch einen Stadtratsbeschluss nicht zum Erwerb der Sammlung. Hier sprang jedoch die Familie Mast (Jägermeisterlikör) ein, kaufte den Nachlass und überließ diesen als Leihgabe für 15 Jahre der Stadt Penzberg, verbunden mit einigen Auflagen. Nach zweijähriger Bauzeit entstand ein Neubau in dem die Sammlung Campendonk ausgestellt werden konnte. Mit der Wiedereröffnung des sanierten Altbaus und der Vollendung des Neubaus erhielt das Museum 200 weitere Werke Campendonks und besitzt damit weltweit die größte Sammlung seiner Werke.
Das Gebäude von Architekt Thomas Gruber fällt sofort durch seine klare Form und die lebendig schimmernden Klinkerziegel auf. Einfach und elegant im Stil der klassischen Moderne erlebt der
Besucher die neuen Ausstellungsräume. Der Anbau bildet einen gelungenen Kontrast zum denkmalgeschützten Altbau. Er greift die typische Form des traditionellen Penzberger Bergarbeiter-Hauses auf,
allerdings ohne Fenster in der geschlossenen Fassade. Trotzdem spielt der Neubau auch im Inneren mit dem Licht, beginnend beim gläsernen Entrée, bis zur der unter dem Dach installierten
Licht-Decke. Dazu kommen noch ein von Campendonk gestaltetes, farbiges Glasfenster, das ins neue Treppenhaus integriert ist, und die von Dorothea Reese-Heim geschaffene Skulptur „Licht-Trichter“,
die an der Decke des Foyers den Raum durchschwingt.
Campendonk, Sohn eines Textilkaufmanns, brach 1905 eine Lehre der Textilkunde ab und erhielt von 1905 bis 1909 eine künstlerische Ausbildung bei Jan Thorn-Prikker an der damals sehr
fortschrittlichen Kunstgewerbeschule in Krefeld. Er war befreundet mit Hans Kruzwicki, Helmuth und August Macke, Wilhelm Wieger, Franz Marc und Paul Klee. 1909 knüpfte er erste Kontakte zu
Mitgliedern der Neuen Künstlervereinigung in München. Mit der Unterstützung von Wassily Kandinsky und Franz Marc fand Heinrich Campendonk Anschluss an die Gruppe, die unter dem Namen „Blauer
Reiter“ berühmt wurde. Nach Ableistung des Kriegsdienstes von 1914 bis 1916 übersiedelte er nach Seeshaupt.
Zwischen 1923 und 1933 lebte Heinrich Campendonk im Rheinland. An der Kunstgewerbeschule in Essen wurde er 1923 Lehrer. 1926 wurde er als Professor für Glasmalerei, Wandmalerei, Mosaik und Gobelinweberei an die Kunstakademie in Düsseldorf berufen, wo er bis 1933 tätig war. Nach Hitlers Machtergreifung im Jahre 1933 wurde er in Düsseldorf auf der Grundlage des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ entlassen. 1934 verließ Campendonk Deutschland und emigrierte zunächst nach Belgien und von dort in die Niederlande. Die Ablehnung seiner Bilder unter dem Schlagwort „Entartete Kunst“ musste er aus dem Exil in Amsterdam miterleben. Dort nahm er 1935 eine Professur an der „Rijksakademie van beeldende kunsten“ an. 1937 war er in der Münchener „Ausstellung Entartete Kunst“ mit sechs seiner Arbeiten vertreten. Nach dem Krieg kehrte Heinrich Campendonk nicht nach Deutschland zurück, sondern nahm die niederländische Staatsangehörigkeit an und blieb in Amsterdam, wo er am 9. Mai 1957 starb.
Campendonks Arbeiten zeigen kubistische, futuristische und expressionistische Einflüsse. Während seines Aufenthalts in Sindelsdorf von 1911 bis 1916 und Seeshaupt von 1916 bis 1922 hat Campendonk
als einziges Mitglied der Künstlergruppe mehrfach Szenen der Bergarbeiterstadt Penzberg verarbeitet (z.B. „Penzberger Reiter“, „Barbarazeche“, „Vorstadtbauern“, „Hohes Bild mit Pferden“,
„Bayerische Landschaft mit Fuhrwerk“ und weitere). Außerdem beherbergt die Christkönigskirche von Penzberg zwei von Campendonk gestaltete Glasfenster. Zum einen das „Passionsfenster“, welches
1937 zur gleichen Zeit, als Campendonks Kunstrichtung von den Nazis als „entartet“ geächtet wurde, im niederländischen Exil als Beitrag im niederländischen Pavillon auf der Weltausstellung in
Paris entstand. Es wurde dort mit dem Grand Prix ausgezeichnet. In Penzberg befindet sich eine neue Fassung in den Dimensionen 55 x 155 cm. Zum anderen das „Jesaja“-Fenster von 1954, welches
ursprünglich Teil eines Entwurfs für ein großes Nordfenster des Kölner Domes war. Dieses Fenster entstand als farbliches Probestück in den Maßen 349 x 106 cm. Campendonk musste allerdings aus
gesundheitlichen Gründen auf die Ausführung des gesamten Fensters im Kölner Dom verzichten. Mittlerweile hat dieser Entwurf seinen endgültigen Platz in der Christkönigskirche gefunden. So ist die
besondere Verbindung Campendonks zu Penzberg zu erklären.
Weitere Glasfenster Campendonks befinden sich im Essener Münster, in der evangelische Jesus-Christus-Kirche in Köln-Kalk, in der katholische Pfarrkirche St. Matthäus in Vochem (Brühl), in der St.
Pauluskirche in Düsseldorf sowie in der Krypta der Bonner Münsterkirche.
Heinrich Campendonks widmete sich besonders der Hinterglasmalerei. Bei der Hinterglasmalerei wird die Glastafel auf der Rückseite bemalt und nach der Fertigstellung umgedreht: Mal- und Schauseite sind hier also, anders als gewohnt, nicht identisch. Das Bild muss daher seitenverkehrt angelegt werden, die einzelnen Arbeitsschritte haben im Vergleich zu einer Leinwandmalerei genau umgekehrt zu erfolgen. So sieht der Künstler während des Malprozesses nur die Rückseite.
Glanz und Strahlkraft der Oberflächenfarbe, Transparenz, Lichtbrechung und Reflexe bildeten für Campendonk den Beweggrund mit Hinterglasbilder zu experimentieren. Campendonk variierte diese
Technik ständig weiter. Manche der aufgebrachten Farbschichten entfernte er teilweise wieder und übermalte sie mit einer weiteren Schicht, wodurch das Licht spezielle Effekte hervorruft. Die
Farben stehen also nicht nur nebeneinander, sondern legen sich in Farbschleiern übereinander. Den Ansatzpunkt hierzu fand der Künstler im Kreis des Blauen Reiter. Aber anders als Franz Marc,
Wassily Kandinsky oder August Macke widmete er sich der Hinterglasmalerei bis in sein Alterswerk Anfang der 50er Jahre. So hat Campendonk sich ein ganz persönlich geprägtes Ausdrucksmedium
geschaffen.
Nach dem Besuch der Christkönigskirche, in der die beeindruckenden Glasfenster besichtigt wurden, ließen die die Teilnehmer des Freundeskreises den interessanten Nachmittag bei Kaffee und
Kuchen ausklingen und diskutierten über die einzigartige Ausstellung.
Dr. Hans-Jürgen Tzschaschel
Der Freundeskreis der städtischen Museen besuchte am 4. April die Ausstellung „Lebensspuren“ von Ludwig Gebhard in Unterschleißheim im Bürgerhaus.
Durch die Ausstellung führte der ehemalige Oberbürgermeister Herr Franz X. Rössle unterstützt durch Frau Konradine Gebhard. Rössle, der ein guter Bekannter von Ludwig Gebhard war, erläuterte mit nachvollziehbaren persönlichen Empfindungen das moderne Werk von Gebhard, ordnete es zeitlich in die Kunstgeschichte ein und verglich es mit anderen modernen Künstlern.
Der Maler, Zeichner und Bildhauer Ludwig Gebhard wurde 1933 in Tiefenbach in der Oberpfalz geboren und verkörperte von seinem Wesen her den Oberpfälzer – wie Herr Rössle versicherte - in exemplarischer Weise. Gebhard studierte 12 Semester an der Akademie der bildenden Künste in München bei Prof. Ernst Geitlinger Malerei und Grafik. Nach dem Studium reiste er durch Europa und holte sich Anregungen aus den bedeutendsten Museen. 1983 war er Gast der Villa Romana in Florenz. Ludwig Gebhard verstarb am 14. März 2007 in Landsberg. Mit der Sonderausstellung „Reduced Positions“ erinnerte vor einem Jahr Frau Konradine Gebhard in ihrer Galerie in Landsberg an ihren Mann.
Gebharts Kunst kann man konkret-konstruktiv, aber auch kreativ-rational nennen. In der Ausstellung seiner Linolschnitte ging es nicht um Abbildung, Reduzierung oder Symbolisierung von Objekten,
sondern um die Frage, wie die Grundelemente einer abstrakten Komposition, bestehend aus Linien und Flächen, nach optischen Gesetzen zusammenwirken und emotional den Betrachter einbinden. So
entstanden geometrische Grundmuster, die farblich so aufeinander abgestimmt waren, dass sie einen meditativen Betrachtungsprozess mit Vorstellungen über Materie und Energie auslösten. Gebhard
spielte mit warmen und kalten Farbnuancen, die sich übergangslos langsam veränderten und erzeugte dabei die Illusion von Raum und Klang in sphärischen Dimensionen. Die scheinbar hart gezogenen
Trennlinien und exakten geometrischen Strukturen wiesen, nur beim genauen Betrachten feststellbare, bewusst hingenommene Unregelmäßigkeiten auf, die den ausgestellten Exponaten die Sterilität
einer rein rationalen Formgebung nahm. Diese Bilder weisen den Künstler als außergewöhnlichen Linolschneider aus, der diese Effekte durch das Arbeiten nach dem Prinzip der verlorenen Platte
erreichte. In seinem Werk hat sich Ludwig Gebhard teilweise von so namhaften Künstlern wie Picasso, Klee und Vasarély inspirieren lassen wie die Gruppe mit Herrn Rössle im Dialog erarbeitete.
Sein großes Verdienst ist es jedoch diese Anregungen so verarbeitet zu haben, dass durch eigene Farb- und Formexperimente, kreative Ideen und phantasiereichen Interpretationen etwas
unverwechselbares Neues entstanden ist.
Dr. Hans-Jürgen Tzschaschel
Im vergangenen Jahr besuchte der Freundeskreis der städtischen Museen das jüdische Museum am Sankt-Jakobsplatz. Am 26. April dieses Jahres wurde durch den Freundeskreis eine Fahrt zur Ohel Jakob-Synagoge angeboten. Beide Besuche erfreuten sich einer großen Resonanz. Die Synagoge Ohel Jakob wurde vom Saarbrücker Architektenbüro Wandel, Hoefer und Lorch entworfen und am 9. November 2006 feierlich eingeweiht.
Sie trägt den gleichen Namen wie die in der Progromnacht 1938 zerstörte orthodoxe Synagoge in der Herzog-Rudolf-Straße. Sie ist wie alle Synagogen auf Jerusalem ausgerichtet. Der Sockel des 28 Meter hohen Bauwerks, das 585 Sitzplätze aufweist, ist außen mit unterschiedlich großen Travertin-Platten von der schwäbischen Alb durch mehrere ockerfarbige Schichten strukturiert. Diese erinnern an die Klagemauer, den einzig erhaltenen Teil des ersten Jerusalemer Tempels. Darüber formt eine leichte verglaste Stahlkonstruktion mit Rautenmuster ein Zelt, das an die 40-jährige Wanderung des jüdischen Volkes durch die Wüste, nach dem Auszug aus Ägypten erinnern soll.
An der nach Jerusalem zugewandten Wand (Osten) befindet sich, von einem blauen schweren Vorhang verdeckt, der Toraschrein. Vor ihm brennt ein Ewiges Licht. Das Lesepult (Bima) befindet sich in
der Mitte des Raumes. Für die Männer sind die Stuhlreihen in der Mitte der Synagoge bestimmt, die Frauen nehmen auf den leicht erhöhten Seitenemporen Platz. Die Wände im Innern sind mit Kalkstein
aus Israel und Zedernholz aus dem Libanon verkleidet. In einem 32 Meter langen, unterirdischen „Gang der Erinnerung“ stehen die Namen der über 4500 von den Nationalsozialisten ermordeten Münchner
Juden. Mit dem Jüdischen Zentrum, das Gemeindehaus, Schule, Kindergarten und Museum umfasst, hat die etwa 9000 Mitglieder starke jüdische Gemeinde im Herzen der Münchener Altstadt wieder ein
würdiges Domizil.
Dr. Hans-Jürgen Tzschaschel
Stadtheimatpfleger Anton Lichtenstern, Mitglied des Freundeskreises, berichtete vor zahlreichen Mitgliedern über die Entstehungsgeschichte des Brunnenkircherls im Hofgraben in Landsberg. Im 17. und frühen 18. Jahrhundert entstanden in und um Landsberg, zusätzlich zu den großen Wallfahrten wie Andechs und Altötting, zahlreiche Wallfahrtskirchlein wie die Eichkapelle in Erpfting, die Leonhardkapelle in Kaufering, die Wallfahrtskirche in Vilgertshofen, eine Holzkapelle im Westernholz bei Beuerbach, die Altöttinger Kapelle auf dem Weg von Landsberg nach Kaufering, die Schlosskapelle in Pöring und das Brunnenkircherl im Hofgraben. Die meisten dieser kleinen Kapellen wurden wie die Brunnenkapelle durch Laien begründet, nicht selten gegen den Widerstand der Ortsgeistlichen oder des Bistums. Häufig war der Anlass einer Gründung das Auffinden einer Statue, der Wunder zugesprochen wurden. Die verehrte Statue wurde für die Gläubigen so zum Gnadenbild.
Beim Bau eines neuen Kellers für das Seitzische Bräuhaus, das frühere Pfettnersche Brauhaus, das im heutigen Garten schräg gegenüber der Kapelle stand und 1758 abbrannte, fand man unter einem Felsen am Osthang des Schlossberges, eine wohl während der Reformationszeit versteckte, geschnitzte Marienfigur. So wurde zunächst eine kleine Holzkapelle errichtet, die aber bald nicht mehr ausreichte und 1756 durch den heute noch bestehenden Bau ersetzt wurde. Die aus Spenden der Gläubigen finanzierte Kapelle wurde wahrscheinlich von Nikolaus Schütz, einem Mitarbeiter und Schüler Dominikus Zimmermanns errichtet, wie man aus der Form der Fenster der Kapelle geschlossen hat. Altar und Gestühl stammen aus der Erbauungszeit. Pankraz Kober aus Kirchheim malte 1828 das Deckenbild mit der Darstellung der Himmelfahrt Mariens nach dem Vorbild eines Rubensbildes im Schloss von Kirchheim. Im Zentrum des Altars steht die Marienfigur mit dem Jesuskind, ein Schnitzwerk des 15. Jahrhunderts. In Vitrinen zeugen Berührungsreliquien - eine Nepomukzunge und eine Hand der Mutter Anna, beide aus Wachs – von der damaligen Volksfrömmigkeit.
Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war die Kapelle voll von Votivgaben dankbarer Besucher. Viele Votivgaben sind heute leider unauffindbar, 61 kostbare Silbervotive konnten allerdings die
Mitglieder des Freundeskreises nach dem Besuch der Kapelle im Stadtmuseum besichtigen, wo Museumsleiter Neunzert die wertvollen Exemplare zur Ansicht bereitgestellt hatte. Im Zuge von
Renovierungen wurden einige bauliche Veränderungen vorgenommen. 1957 wurde ein Fresko über der Eingangstür entfernt und der Treppenaufgang verändert. Nach dem Krieg trafen sich am Sonntag die
Frauen der Nachbarschaft zum Rosenkranz beten. Anfang der 90er Jahre versammelten sich noch die Anwohner alljährlich zum Brunnenkircherlfest. Das Brunnenkirchlein, von Anfang an ein Ort der
Laienfrömmigkeit, wird durch die Bewohner des Hofgrabenviertels, wie schon vor 250 Jahren, liebevoll betreut. Einen ausführlichen Bericht über das Brunnenkircherl hat Herr Anton Lichtenstern in
den Landsberger Geschichtsblätter veröffentlicht.
Dr. Hans-Jürgen Tzschaschel